Eine ausführliche Einleitung findet sich hier: Alles gut oder geht’s noch besser?

Pinnwand der Zukunft

Aus Visionen werden Wünsche, Ziele, Wege

Darf es ein bisschen mehr sein?

3. Juli 2024

Im wahrsten Sinne des Wortes ist die Landwirtschaft in der Samtgemeinde in aller Munde! Er hätte es selbst nicht geglaubt: Artenschutz, Tierwohl, Klimaneutralität und die Wirtschaftlichkeit seines Betriebes sind im Einklang und werden von Politik und Bürger*innen sehr geschätzt. Landwirt Grün hält Rückblick auf die letzten Jahre:


Was für ein Fest! Gestern wurde ein regionales Biorind beim Fleischer nach dem Prinzip Crowdbutching verteilt. Eine Jesteburgerin schwärmt dazu: „Seitdem ich über die Weiden gehen darf, die Tiere kenne und weiß, dass sie nur geschlachtet werden, wenn alle Teile verkauft sind, esse ich viel bewusster Fleisch. Es schmeckt mir jetzt viel besser. Weniger ist eben doch mehr.“


Man begegnet sich, schnackt und kennt auch Landwirt Grün, der dieses Prinzip begonnen hatte. Ein Bendestorfer ergänzt: „Ich beteilige mich an der solidarischen Landwirtschaft. Jede Woche erhalte ich leckere regionale Gemüsesorten und helfe bei Bedarf mit auf dem Hof Grün. Was ich sonst noch benötige, kaufe ich bevorzugt in kleinen Läden, die ebenfalls regionale Waren anbieten.“


Landwirt Grün schmunzelt, wenn er das hört! Am Anfang waren vor allem seine Kolleg*innen skeptisch, weil er auf Biolandwirtschaft umgestellt hatte. Zunächst konnte er mit kleinen Projekten Bürger*innen begeistern. Über Fördergelder aus dem “Niedersächsischen Weg” konnte er erste positive Erfahrungen sammeln. Seitdem tummeln sich wieder Schmetterlinge und viele vom Aussterben bedrohte Insekten auf seinen Flächen. Gerade startet er zwei neue Projekte: Auf die Weiden werden Obstbäume gepflanzt (Agroforstwirtschaft) und er will Hochbeete zur Selbstversorgung an Bürger*innen verpachten, die keinen eigenen Garten besitzen.

Freier Weg für freie Bürger*innen

11. Dezember 2028

Der Samtgemeinderat Jesteburg hat einstimmig beschlossen, die Ortsdurchfahrt zur Spielstraße zu machen. Die Hauptstraße wird in Hauptweg umbenannt. Damit folgt der Rat dem Ergebnis einer Bürgerbefragung, die durch die Bürgerinitiative “Freier Weg für freie Bürger*innen” gemacht wurde. Das Ergebnis war eindeutig.


Demnächst müssen die wenigen verbliebenen Autofahrer*innen immer damit rechnen, dass in Jesteburg auf dem Hauptweg (Hauptstraße) Fußgänger*innen auf der Fahrbahn sind oder in diese hineinlaufen. In Jesteburg wurde die Ortsdurchfahrt zur Spielstraße geändert. Möglich wurde das durch eine Gesetzesänderung auf Bundesebene. Autofahrer*innen müssen in der Spielstraße nicht nur sehr langsam fahren. Sie dürfen auch keine langsameren Fahrzeuge überholen. Fahrzeuge jeglicher Art müssen sich in der Spielstraße an die Schrittgeschwindigkeit halten.


Nach dem konsequenten Ausbau der Radwege in der Samtgemeinde Jesteburg ist dies der vorerst letzte Schritt in der Umkehr der städtebaulichen Entwicklung Jesteburgs.

Jesteburg macht Zukunft

21. September 2030

Jesteburg gewinnt den renommierten Preis „Unser Dorf hat Zukunft“. Der alljährlich vom niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vergebene Preis wird erstmals der Samtgemeinde Jesteburg verliehen.


Damit haben selbst die Initiatoren nicht gerechnet. Jesteburg hat den renommierten Preis „Unser Dorf hat Zukunft“ gewonnen. In der Begründung des Ministeriums heißt es: „Die Attraktivität Jesteburgs fußt auf moderner, traditionsbewusster Architektur und integriert die ökologische Bauweise meisterhaft.“ Mit Sicherheit kommt Jesteburg dabei zugute, dass hohe Häuser im Dorf nie eine Rolle gespielt haben.


Die Attraktivität eines Dorfes wird aber nicht allein danach bemessen, wie „schön“ es ist, sondern wie gern die Menschen dort leben. Jesteburg bietet dafür neu gestaltete Parks, die zum Verweilen einladen.


Das niedersächsische Ministerium begründet die Preisverleihung auch mit der überdurchschnittlichen Eigeninitiative der Bürger*innen: „Gerade auch das bürgerschaftliche Engagement als Kitt unseres gesellschaftlichen Miteinanders ist neben den herausragenden, innovativen oder beispielgebenden Projekten in den Dörfern maßgeblich.“

Mediterraner Einkaufs-Flair für lokal produzierte Lebensmittel

21. September 2033

Ministerpräsidentin kommt zum Festakt des Gewerbevereins, anlässlich des 10 jährigen Jubiläums der neuen Markthalle. Anfangs war es „nur“ eine Grüne Initiative. Doch schnell nahmen die Bürger*innen das vielfältige Angebot an lokalen und lokal produzierten Lebensmitteln an.


Die Jesteburger*innen waren es schließlich leid, auf genau einen 4-stündigen „Mini-Wochenmarkt“ beschränkt zu werden. Warum nicht das wachsende Angebot in einer Lokalität bündeln und an allen Wochentagen präsentieren; vor Wind und Wetter in einer Markthalle geschützt?


„Die größte Herausforderung war das Einwerben externer Marktbeschicker*innen, um das Lebensmittelangebot abzurunden. Aber auch die rannten uns nachher die Bude ein“, erinnert sich der Initiator Thomas R., der Projektmanager für die Markthalle inkl. Architektenwettbewerb, welcher sich selbst im Jesteburger Coworking-Space eingemietet hat


„Den Anfang machten lokale Landwirte, welche ihren direkten Vertrieb fördern wollten, um Transportwege zu ihren Abnehmer*innen und damit ihren Co2 Ausstoß zu minimieren. Sie konnten wir schließlich von den Vorteilen einer Markthalle überzeugen - Trennung von Produktion und Vertrieb, Möglichkeiten für neue Kooperationsmodelle, um nur die Wichtigsten zu nennen“, so Thomas R weiter. „Ein Lieferservice per Lastenrad war naheliegend. Aber dass wir dann im Coworking-Space gemeinsam eine App für Vorbestellungen auf die Beine stellen konnten, darauf bin ich richtig stolz“, schließt der Projektleiter.


Die Markthalle, ein Leuchtturmprojekt, ist das neue Jesteburger Zentrum. Die ganze Woche über sind hier frische und lokal produzierte Lebensmittel einzukaufen, ganz im Sinne von „Buy local“. Und man kann den Produzenten über die Schulter schauen. Neben den täglich anwesenden lokalen Anbietern für Obst / Gemüse und Fleisch erweitern täglich wechselnde, meist externe Marktbeschicker, das attraktive Angebot der Markthalle.

Jesteburger Quartiere: Ein Rückblick

21. September 2041

Vor zehn Jahren hat Jesteburg als erste Samtgemeinde in Niedersachsen “Quartier-Bebauungspläne” beschlossen. Was ist aus der Idee geworden, Wohnen, Energie, Gewerbe und öffentlichen Raum in Quartieren zusammenzufassen und damit ein diverses öffentliches Leben zurück in die Gemeinde zu holen?


Die städtebaulichen Planungen der 1970er bis 2000er führten zum Aussterben des öffentlichen Raums. Arbeit, Wohnen und Einkaufen wurden räumlich getrennt. Alles musste zu jeder Zeit mit dem eigenen Auto erreichbar sein. Dafür wurde alles dem Auto untergeordnet.
Jesteburg hatte den Ehrgeiz diese Priorisierung umzukehren: Keine Vorfahrt für Autos, keine Geschwindigkeit über 25 km/h in bewohnten Gebieten.


Das Quartierskonzept hat den Rahmen geschaffen, diesem Ziel näherzukommen.
In den Quartieren ist das generationsübergreifende Leben genauso selbstverständlich wie die Parkflächen der E-Mobile auf Car-Sharing Flächen außerhalb der Quartiere. In den Quartieren gibt es keine Straßen und Parkplätze vor den Häusern. Befestigte breite Wege können von Müllabfuhr, Feuerwehr, Polizei und autorisierten Gewerben in festgelegten Zeiten befahren werden.
Die Ruhe und das gefahrlose Bewegen auf ausgebauten Fuß- und Radwegen hat den Dorfcharakter maßgeblich positiv verändert.

Hand in Hand schaffen wir mehr

12. November 2026

Das Resultat der gemeinsamen Bemühungen beim Klima- und Artenschutz kann sich sehen lassen, befindet die Samtgemeindebürgermeisterin. Gerne stellt sie Delegierten aus anderen Gemeinden den Aktionsradius des “Jesteburger Ring” vor.


Wie erhöhen wir die Lebensqualität in Zeiten des Klimawandels? Wie betreiben wir Artenschutz? Antworten findet mittlerweile der “Jesteburger Ring”. “Nur durch das gemeinsame Engagement von Politik, Bürger*innen, Gewerbetreibenden, Landwirten und Jugendlichen hat es geklappt”, betont die Samtgemeindebürgermeisterin.
Zum einen befinden sich jetzt an 91% aller Gebäude eine Art von Begrünung. Entweder Dach- oder Fassadenbegrünung. Jeder gefällte Baum wurde durch zwei Neupflanzungen ersetzt. Straßenbäume wurden in der Anwachsphase von Baumpaten aus der jeweiligen Gemeinde mit Wasser versorgt. Allein die natürlichen Beschattungen wirken günstig auf das (Mikro-) Klima.
Es blüht auf Verkehrsinseln, Weg- und Straßenrändern, Balkonen, Gärten, Gewerbeflächen und an den landwirtschaftlichen Flächen: Alle Blühorte erfreuen Bürger*innen und Insekten gleichermaßen. Mit viel Engagement wurden Nisthilfen gebaut und aufgestellt. Jüngst hat eine Erhebung der Arten längst verschollene geglaubte Wildbienen aufgeführt.
Positive Auswirkungen hatte die Artenvielfalt auch auf die Vogel- und Fledermauswelt sowie andere Kleintiere. Wildblumen und -kräuter sind nicht mehr wegzudenken. So leisten die Routinen des “Jesteburger Rings” einen enormen Beitrag zum Klima- und Artenschutz.

Jesteburger Modell macht Schule

215. Mai 2036

Deutscher Städte- und Gemeindebund lädt Jesteburger Bürgermeisterin zum Kongress “Gemeinsam Stadt gestalten” ein. Immer mehr Kommunen wollen in Teilen das Jesteburger Modell auf sich übertragen.


Die städtebaulichen Planungen der 1970er bis 2000er führten zum Aussterben des öffentlichen Lebens in den Metropolen. Die Verstärkung des Online-Handels, der längst auch den täglichen Bedarf erobert hatte, führte in den 2020ern nach dem Aussterben des Einzelhandels, zum Aussterben der großen Textil- und Lebensmittelketten sowie der Möbelhäuser.
Jesteburg reagierte als eine der ersten Gemeinden und verfolgte die städtebauliche Entwicklung unter dem Gesichtspunkt der Wiederbelebung des öffentlichen Raums und Lebens.
Was zu Anfang von vielen als nicht zukunftsweisend abgelehnt wurde, ist heute Selbstverständlichkeit. Der “kleine” Einzelhandel wurde gestärkt. Auch konnte der Selbstversorgungs-Index massiv erhöht werden. Die in der Samtgemeinde produzierten Lebensmittel und Waren decken mittlerweile einen Großteil des täglichen Bedarfs.
Durch die Schaffung zentraler Bereiche wurde das öffentliche Leben wiederbelebt. Einer der beliebtesten Treffpunkte ist das Dorfbackhaus. Hier wird getratscht, gesabbelt und Brot gebacken. Eine kleine Kaffeerösterei ergänzt den Lieblingsort der Bürger*innen.

Jesteburg so gut wie energieautark

11. Februar 2035

Mit Beginn dieses Jahres wird in Jesteburg erneuerbare Energie zu 95% im Rahmen von Energieprojekten dezentral von der kommunalen Energiegenossenschaft „Jesteburg-Energie“ erzeugt. Sie betreibt eigene Anlagen.


Die Bürger*innen hatten die Energiewende vor knapp 14 Jahren selbst in die Hand genommen und gestalten seitdem die Energiewende mit „Jesteburg-Energie“ aktiv mit.
Den Grundstein für die Energiewende konnten die Grünen 2021 legen. Wind- und Wasserkraft, Erdwärme, Nutzung von Solarthermie sowie Photovoltaikanlagen wurden von da an konsequent gefördert. Das Ziel: So schnell wie möglich Energieautark werden, unter Einhaltung aller Naturschutzauflagen.
Heute deckt alleine der Strom, der entlang des Seeveverlaufs mit Wasserkraftturbinen und Kleinwasserkrafträdern erzeugt wird, den jährlichen Strombedarf. Mittlerweile wird der Überschuss an die Nachbargemeinden exportiert. Der rasche Ausbau von Photovoltaik im Zusammenspiel mit Mini-, Mikro- und Heimwindenergieanlagen liefert weitere Energiemengen, die den E-Ladesäulen zur Verfügung stehen.
Insgesamt profitieren alle Jesteburger*innen. Zum einen kann „Jesteburg-Energie“ den nachhaltigen Strom sehr günstig wegen kurzer Lieferstrecken anbieten. Zum anderen konnte der Verbrauch pro Haushalt durch umfangreiche Aufklärungsarbeit zur sinnvollen Nutzung von Energie gesenkt werden.

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