Viele Eichen konnten bleiben – eine musste (leider) weichen

Als die schöne große Eiche am Sonntag, den 27.02.2022 gefällt wurde, tat mir das natürlich – und nicht nur mir – in der Seele weh.

Damals wurde die Entscheidung zum Bau eines Kreisels einhellig im Gemeinderat getroffen. Wir hatten noch den Zusatz durchsetzen können „unter Erhalt der großen Eiche“. Bis zum Schluss haben wir uns viele Gedanken gemacht, wie der Kreisel mit Eiche umsetzbar wäre.

Letzten Endes mussten wir uns auf die Fachplaner und unsere Verwaltung verlassen, deren Urteil lautete: entweder der Kreisel oder die Eiche.

Wir sind bei unserer Entscheidung zum Bau des Kreisels geblieben.

Gründe, die dafür sprechen sind:

Der Verkehr wird flüssiger an den Knotenpunkten Lüllauer Straße und Sandbarg (Rechtsabbiegevorschrift), aber trotzdem entschleunigt.

Die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer wird durch breite Gehwege und Querungen erhöht. Diese Verbesserung für Nicht-Autofahrer hätte bei einer Ampellösung so nicht erreicht werden können.

Die Oberflächenentwässerung gelingt problemloser, wenn das Staubecken unter der Kreiselfläche errichtet wird. Bei einer alternativen Lösung, z.B. mit Becken unter dem Parkplatz gegenüber von „Berg & Tal“, hätten zusätzlich zahlreiche dort vorhandene Ver- und Entsorgungsleitungen umgelegt werden müssen. Außerdem hätte der Stauraumkanal auch in der Hauptstraße hergestellt werden müssen.

Und auch die verkehrliche Leistungsfähigkeit1) der Knotenpunkte hätte nur bei einer zweispurigen Ampellösung verbessert werden können, die ebenfalls die Fällung der Eiche bedeutet hätte.

Es bleiben Fragen offen:

Warum setzen wir uns für flüssigen Verkehr an den Knotenpunkten von Landes- und Kreisstrasse ein, wo doch im Masterplan „Jesteburg 2020“ eine Verkehrsberuhigung angestrebt wurde?

Dies ist nur scheinbar ein Widerspruch. Die Kreisverkehre sollten Teil einer weitergehenden Verkehrsberuhigung sein, z.B. durch Tempo 30 km/h. Damals war sogar einmal „Jesteburg Share“ im Gespräch, analog zu „Shared Space“-Zonen in anderen Städten.

Außerdem haben Bürger*innen immer wieder bei der Diskussion um weitere Bauvorhaben und besonders bei dem Baugebiet Seevekamp gefordert, dass wir den Verkehr auf der Hauptstraße „besser“ regeln müssten, bevor noch weiterer Zuzug geschaffen wird.

Warum hat es mit dem KVP so lange gedauert, von den ersten Ideen um 2003 bis heute?

Dies liegt im wesentlichen daran, dass die Gemeinde nicht im Besitz des überplanten Grundstückes gewesen ist und auch nicht kurzfristig in dessen Besitz gelange konnte, als der entsprechende B-Plan verabschiedet wurde.

Was bleibt:

Die vor Jahren auf dem Grundstück von Baden & Meyer gefällte Eiche wird ebenso ersetzt werden, wie die am Sonntag gefällte.

Natürlich wissen wir, dass ein so alter Baum in seinem emotionalen Wert nicht durch jüngere ersetzt werden kann. Dass wir Grünen uns in vielen anderen Fällen erfolgreich für den Erhalt von alten Eichen im Ort und generell für den Erhalt der Waldflächen in Jesteburg eingesetzt haben, können folgende Beispiele belegen:

Ohne unseren Einsatz gäbe es die große Eiche am Kunsthaus nicht mehr. Die alte Eiche auf dem Familaparkplatz ist nicht im B-Plan geschützt und steht nur noch wegen unseres persönlichen Engagements und der freiwilligen Entscheidung von Famila, sie in den Parkplatz zu integrieren. Die Eichenbaumgruppe auf dem Parkplatz an der Ole School am Sandbarg ist ebenfalls weitgehend stehen geblieben.

Gemeinsam mit den Anwohnern konnten wir vor Jahren durchsetzen, dass die Birken trotz des Straßenausbaus in der Straße „An den Birken“ erhalten blieben.

Im letzten Flächennutzungsplanverfahren haben wir die anderen Fraktionen überzeugen können, dass keine Flächen in Bauland umgewandelt werden, die im F-Plan mit „Wald“ gekennzeichnet sind. Dadurch konnten wir bisher verhindern, dass die im Ortskern befindlichen Waldflächen angetastet werden, obwohl es hierzu immer wieder Versuche anderer Fraktionen gab. So wurde die Bebauung auf dem Kornberg nicht in den Kleckerwald hin ausgeweitet, das kleine Wäldchen zwischen Tannenschlucht und Heidjerweg steht noch vollständig und auch das „Kirchfeld“ in Itzenbüttel ist noch Wochenendhausgebiet mit hohem festgelegten Waldanteil.

P.S. Wie sich nun, nach dem Fällen, herausgestellt hat, war die Eiche bereits schwer erkrankt und hätte auch ohne die Baumaßnahmen nicht mehr lange stehen bleiben dürfen (Verkehrssicherungspflicht). Der Eichenstamm und -äste können derzeit beim Lohhof in Augenschein genommen werden.

1) verkehrliche Leistungsfähigkeit = mittlere, max. Wartezeit beim Ab- / Einbiegen sowie die dadurch bedingte Länge des Fahrzeugrückstaus auf der L213 (Brücken- und Hauptstrasse), insbesondere zu Hauptverkehrszeiten

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